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Spielende Insel 2023: Festival 30.August - 3.September

Über ein ambitioniertes kammermusikalisches Projekt auf der Insel Rügen

spricht Margarete Schwind mit Catalin Serban, dem Künstlerischen Leiter des Festivals

Catalin Serban, Berlin
Catalin Serban, Berlin

Lieber Catalin Serban, Sie organisieren für den Förderverein Konzertleben e.V. zum dritten Mal ein Festival auf der Insel Rügen. Sie nennen es „Spielende Insel“ - ein wunderschöner Titel. Was meinen Sie damit?


Der Titel unseres Festivals soll eine Insel suggerieren, auf der eine Oase der Freude mit bereichernden musikalischen Begegnungen entsteht; natürlich auch eine gewisse Leichtigkeit und Sorglosigkeit, die einem helfen sollen, den stressigen und inzwischen so komplizierten Alltagsbelastungen zu entfliehen. Die Insel Rügen mit ihrer atemberaubenden Natur bietet ja die perfekte Kulisse dafür.


Und wer bespielt die Spielende Insel?


Es sind hervorragende erfahrene und auch sehr junge Musikerinnen und Musiker eingeladen.


War das von Anfang an Ihr Konzept?


Der Verein Konzertleben hat schon im Jahr 2021 die Konzertserie „Herbststimmungen“ auf Rügen organisiert. Ich hatte die wunderbare Möglichkeit ab 2022 zwei Reihen der „Spielenden Insel“ zu initiieren und zu gestalten, im Spätsommer 2023 geht es weiter…

Die Idee war während der Pandemie entstanden, um Musiker*innen einen Rahmen zu verschaffen sich zu präsentieren und auch finanzielle Unterstützung zu bekommen. Das Konzept beinhaltete von Anfang an das Miteinbeziehen von sehr guten Studierenden von Musikhochschulen, die durch das gemeinsame Musizieren mit erfahrenen Musiker*innen neues Repertoire und Erfahrungen sammeln können.


Was ist 2023 neu?


Wir werden dieses Jahr im wunderbaren Hotel Badehaus Goor wohnen und teilweise dort auch proben und natürlich im sehr schönem Theater Putbus spielen und proben, das unsere Haupt-Konzertstätte sein wird. Konzerte im Badehaus Goor und im Schloss Ralswiek sind eine Neuigkeit und wir freuen uns darauf und sind sehr dankbar für die Unterstützung von Raulff Hotels Rügen.


Und wer ist im Spätsommer dabei?

Es ist ein ziemlich junges Team von tollen Musiker*innen, die schon viele Preise und international aufstrebende Karrieren vorweisen: Die Geigerin Veriko Tchumburidze, Gewinnerin des Wieniawski Wettbewerbs, der Geiger Seiji Okamoto, Gewinner des ARD Wettbewerbs, die Bratschistinnen Karolina Errera und Nilay Özdemir, die Cellistin Ella van Poucke und der Cellist Bryan Cheng, die auch solististisch viel unterwegs sind, der bekannte Pianist Mario Häring und der Oboist Max Vogler, der schon so jung als Solo-Oboist an der Deutschen Oper spielt und eine talentierte Studentin, die Geigerin Sofiko Tchmuburidze.


Das hört sich sehr international an?


Ja. Die Musiker*innen kommen aus den Niederlanden, Russland, Georgien, Rumänien, der Türkei, aus Kanada, Japan und Deutschland.

So vielfältig wie die Herkunft ist auch das Programm, das damit ein breites Publikum anspricht.


Und was ist am diesjährigen Programm besonders?


Neben berühmten romantischen Kompositionen wie dem ersten Klavierquartett von Johannes Brahms, dem Klavierquintett von Antonin Dvorak oder dem Trio Élégiaque von Sergej Rachmaninow, werden auch seltener gespielte Werke der Romantik und Moderne der Komponistinnen Lili Boulanger, Rebecca Clarke, Kaija Saariaho und Michaela Catranis zu hören sein. Die musikalische Reise führt unter anderem in die Wiener Klassik und bringt wunderbar kontrastierende Werke für Oboe aus dem Barock und der Moderne zu Gehör.


Programmdetails stehen schon online: konzertleben.de/spielende-insel

Und Karten können dort auch schon reserviert werden.


Catalin Serban, Sie haben schöne Titel für Ihre Konzerte gewählt, können Sie uns erklären, was es damit auf sich hat?


Die italienischen und französischen musikalischen Bezeichnungen, die in den Konzerttiteln vorkommen, sind ja vielen bekannt. Sie sollten auf „spielerische“ Art einen Bogen über das ganze Programm spannen und auf die darin enthaltenden Stimmungen neugierig machen:

Nobile, Furioso, Amoroso, Teneramente (zärtlich), Dolce, die das Programm vor dem Hintergrund des jeweiligen Spielortes charakterisieren.

Aubade au Chateau ist ein morgendliches Ständchen zu dem wir die Besucher auf Schloß Ralswiek begrüßen. Den Abschluss bildet dann das Finale – „Gioccoso und appassionato“, also spielerisch und leidenschaftlich – das ist ja das Grundthema unserer „Spielenden Insel“. Der „Prolog“ ist unser Auftaktkonzert und die „Ouvertüre“ das große Eröffnungskonzert.


Die Spielende Insel ist fast jeden Tag woanders. Wo locken Sie uns hin?


Wie ich schon erwähnt habe sind wir zu unserer großen Freude wieder im klassizistischen Theater in Putbus zu Gast. Außerdem treten wir wieder in der "Kunstscheune und Gut Vaschvitz" in Trent, ganz im Nordwesten der Insel, auf, diesmal mit einem Lesungskonzert über den „Beziehungszauber“ zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms, der sich vielleicht wirklich auf Rügen entzündet hat. Wir Künstler dürfen in diesem Jahr im Hotel Badehaus Goor wohnen; natürlich geben wir dort auch ein Konzert. Einen eleganten Konzertsaal hat das Hotel Schloss Ralswiek – auch, darauf freuen wir uns wieder sehr. Und gespannt sind wir auf die Klinikumskirche in Stralsund, wo wir Dank der Vermittlung von Friederike Fechner unseren „Prolog“ im Rahmen der dort etablierten Konzertreihe spielen dürfen.


Das Projekt „Spielende Insel“ wird von verschiedenen Institutionen finanziell gefördert. Es soll die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Region stärken. Wie geht das?


Der Förderverein Konzertleben e.V. hat ganz unterschiedliche Spielorte auf der Insel ausgewählt. Damit kommt die Musik zu den Menschen. Überall wird sie ja anders erlebt und wahrgenommen – und damit erscheinen auch die Orte in neuem, besonderen Licht.

Schlussendlich erinnern wir spielend an Dichter und Komponisten, die auf Rügen aktiv sind und waren. Dazu trägt die Rüganerin Christin Liedtke Texte von Rainhard Piechocki vor, der über die Insel und die Musik geforscht und veröffentlicht hat.


Sie kommen ja aus Berlin – wie sieht es mit dem Regionalen Support aus?


Wir sind unendlich dankbar für Hilfen von allen Seiten:

Das Team von Rügen-Druck Putbus mit seinem Geschäftsführer Jürgen Hinze und dem Produktionsleiter Christoph Gebler sind an unserer Seite, die Graphikerin Christin Liedke, das Autohaus Eggert, die Bäckerei Peters. Dietmar Gebert öffnet uns seine Kunstscheune Vaschvitz, das Ambiente dort ein besonderes Vergnügen.


In diesem Jahr lässt uns der Inhaber der Raulff-Hotels, Hannes von Kroge in seinen beiden Hotels wohnen, proben und auftreten – wir freuen uns darauf.


Nicht zuletzt ist das Theater Pubus für uns ein zentraler Ankerpunkt. Theaterdirektor Peter Gestwa hat uns in den vergangen drei Jahren schon sehr geholfen. Wir hoffen, dass wir auch in den nächsten Jahren die „Spielende Insel“ dort als festen Programmpunkt etablieren können.


Alle Welt spricht heute von Nachhaltigkeit. Gibt es sowas für die Musik, Herr Serban?


Ja, die „Spielende Insel“ hat nicht nur für die Musiker*innen einen hoffentlich nachhaltigen Effekt, indem sie Verbindungen untereinander durch das gemeinsame Erarbeiten neuer Programme intensiviert. Das Zusammenspiel erlaubt und befördert die Vernetzung der Musiker*innen, neue Projektideen entstehen.


Auch mit Hilfe des Vereins Konzertleben e.V., dem wir die „Spielende Insel“ zu verdanken haben, ist aus dem Repertoire des letzten Festivals eine CD entstanden, die im Oktober beim Label "Naxos" erscheint wird - eine gute Sache für uns Musiker*innen – und für die Buchhandlungen auf der Insel ein interessantes „regionales“ Produkt.


Herr Serban, die „Spielende Insel“ ist besonders, weil….


sie durch ein hohes internationales Niveau und ein mitreissendes Programm mit einer jungen enthusiastischen Truppe und der wunderbaren Natur Rügens ein einzigartiges musikalisches Erlebnis ergibt.


Dann wünsche ich viel Erfolg und Spielfreude! Danke für das Gespräch.


(Abdruck auch in Teilen honorarfrei. Foto Copyright Neda Navaee)

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